Luzern ist die Hauptstadt des Kantons Luzern und in vieler Hinsicht der bedeutendste
Ort der Zentralschweiz. Die Stadt ist das kulturelle Zentrum und der Kern der viertgrössten
Agglomeration der Schweiz. Die geografische Lage als Verkehrsknotenpunkt an der
Nord-Süd-Achse, am Übergang vom Mittelland zu den Alpen und am Tor zur Innerschweiz,
aber auch die einzigartige landschaftliche Schönheit der Umgebung, prägten
seit je Geschichte und Entwicklung der Stadt.
Ein eigentlicher «Gründungsakt» lässt sich für Luzern nicht ausmachen. Vermutlich lag am
Ausfluss des Sees schon in römischer oder noch früherer Zeit eine kleine Siedlung. Das Kloster
St. Leodegar im Hof besteht seit dem frühen 8. Jahrhundert und wird 840 erstmals urkundlich
erwähnt. Rund um die Reussbrücke, welche die südlich gelegenen Dinghöfe mit dem Kloster
verband, ist allmählich ein Markt von einiger Bedeutung entstanden. Im Übergang der Pfarrei
vom Kloster im Hof an Luzern im Jahre 1178 sehen die Historiker die Geburtsstunde der
Stadt. Die Eröffnung des Gotthardpasses um 1220 sorgte für neue Wachstumsimpulse. Vom
Grendel über die Grabenstrasse bis zum Mühleplatz entstand in dieser Zeit ein erster turmbewehrter
Mauerring, der auch die noch unbedeutende linksufrige Kleinstadt umfasste und seinen
Abschluss gegen den See in der Kapellbrücke und im Wasserturm fand.
1291 kam Luzern durch Kauf an Rudolf von Habsburg. Gegen Beschränkungen ihrer Autonomie
wehrten sich die Stadtbürger und schlossen 1332 einen ewigen Bund mit den Waldstätten.
Das Jahr 1332 gehört zu den wichtigsten Daten der Schweizergeschichte. Die erstmalige auf
Dauer angelegte und nicht nur vorübergehende Gleichberechtigung zwischen Stadt- und Landorten
war für die Entwicklung der eidgenössischen Staatenwelt von grösster Bedeutung.
scheinlich hat erst der Beitritt Luzerns das Überleben der jungen Eidgenossenschaft gesichert.
In der Folge setzte eine rasche Entwicklung zum Stadtstaat ein.
Der Sieg der Eidgenossen bei Sempach 1386 löste Luzern endgültig aus den Bindungen an
Österreich und ermöglichte die Bildung des luzernischen Territorialstaates. Sichtbares Zeichen
des Machtanstieges ist die Verlegung des Mauerrings nach aussen und die Entstehung der
Museggmauer bis 1408. Der Luzerner Rat wurde nun auch Landesherr über 14 Vogteien oder
Ämter. Am Ende des 18. Jahrhunderts regierte ein Patriziat von nur 29 namentlich genannten
Geschlechtern den gesamten Stadtstaat. Aber Luzern war um 1800 trotz seiner dominanten
Stellung als Zentrum der katholischen Schweiz und Mittelpunkt eines grossen Untertanengebietes
immer noch eine Kleinstadt mit bloss 4300 Einwohnern.
Als erste Stadt im Bunde hatte Luzern schon immer eine Sonderstellung eingenommen, und
auch ihre geografische Lage hätte sie eigentlich zur schweizerischen Hauptstadt prädestiniert.
Aber da unser Kanton Führer des 1847 unterlegenen Sonderbundes war und 1848 mehrheitlich
gegen die Bundesverfassung votierte, wurde schliesslich Bern schweizerische Hauptstadt. Die
Stadt ergriff deshalb Mitte des 19. Jh. dankbar die Gelegenheit, mit Hilfe des Fremdenverkehrs
etwas von seiner verlorenen Stellung zurückzugewinnen.
Auf Sightseeing-Tour
Luzern ist nicht erst heute eine Brückenstadt, sie war es schon im Mittelalter. Dass hier bereits
um 1400 vier Brücken standen, war beispiellos in ganz Europa. Die um 1250 entstandene Hofbrücke
(1834 abgebrochen) und die um 1300 erbaute Kapellbrücke waren Teil der Stadtbefestigung.
Der Verbindung der unteren Stadtteile diente die Spreuerbrücke. Sie heisst so, weil
nur von ihr aus Spreu und Laub in die Reuss geschüttet werden durfte.
Die heute wenig attraktiv erscheinende Reussbrücke war der älteste Flussübergang und trug
entscheidend zur Entstehung der Stadt bei. Erst im 19. und 20. Jh. kamen fünf weitere Brücken
dazu: 1870 die Seebrücke, 1890 die Geissmattbrücke, 1908 die St. Karli-Brücke und schliesslich
1974 die Autobahnbrücke.
Luzern ist aber auch die Stadt der Plätze, Paläste und Kirchen. Auf dem Weinmarkt wurden im
Spätmittelalter die Osterspiele aufgeführt. Auf dem Kornmarkt errichtete die Stadt um 1370 ein
öffentliches Kaufhaus. Es diente auch als Kornhaus und wurde später zum Rathaus umgebaut.
Auch Kapellplatz, Hirschen-, Mühle- und Franziskanerplatz haben noch Reste ihres historischen
Cachets bewahrt. Hofkirche, Rathaus und Ritterscher Palast sind wichtige Denkmäler der Spätrenaissance, während die Jesuitenkirche zu den bedeutendsten Barockkirchen zählt.
Die Franziskanerkirche gilt als schönste gotische Kirche der Innerschweiz.
Der Wasserturm und die Kapellbrücke, beide um 1300 erbaut, sind das Wahrzeichen Luzerns.
Die älteste erhaltene Holzbrücke Europas zeigt im Giebel auf dreieckigen Tafeln einen
im 17. Jh. entstandenen Bilderzyklus. Sowohl ein Grossteil der Brücke als auch die Bilder wurden
am 18. August 1993 durch einen Brand fast vollständig zerstört. Die rekonstruierte Brücke
konnte am 14. April 1994 wiedereröffnet werden. Inzwischen wurden auch zahlreiche Bilder
wiederhergestellt oder ersetzt. Der achteckige Wasserturm gehörte wie die Kapellbrücke zur
inneren Stadtbefestigung und diente daneben als Archiv, Schatzkammer und Gefängnis. Die
zweite Holzbrücke Luzerns, die Spreuerbrücke, ist um 1408 entstanden. Sie besitzt ebenfalls
einen Bilderzyklus aus dem 17. Jh., nämlich den berühmten Totentanz aus 65 Tafeln von Caspar
Meglinger.
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